Der Freytag: Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! – Sind denn alle des Wahnsinns?

Ein kalter Schauder lief mir den Rücken hinunter. Sind wir in dieser Woche knapp am dritten Weltkrieg vorbeigeschrappt, als in Polen Raketen einschlugen? Die Meldungen überschlugen sich förmlich; die Lage spitzte sich immer mehr zu. Eine chronologische Abfolge der Ereignisse verdeutlicht, wie gefährlich es tatsächlich war.

Am vergangenen Dienstag, den 15.11.22 schlug die folgende Eilmeldung auf meinem Handydisplay ein:

“Sicherheitsrat in Warschau tagt: Zwei Tote bei Raketeneinschlägen in Polen.”

Ich war hellwach, als ich die Nachricht las. Es gingen mir einige Gedanken durch den Kopf u. egal wessen Raketen es waren, dieser Zwischenfall hatte das Potential den dritten Weltkrieg loszutreten. Die nächste Eilmeldung ließ nicht lange auf sich warten:

“Ukraine-Krieg: Polen versetzt Streitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft und will eventuell Artikel 4 des NATO-Vertrages ziehen.”

Wenn jetzt die Emotionen Oberhand gewinnen, u. sich die Lage noch weiter zuspitzt, stehen wir am möglichen Beginn einer Katastrophe, die sich rasch zu einem Flächenbrand in ganz Europa ausweiten kann. Die Folgen wären unabsehbar für uns u. für die ganze Welt. Ein weiteres Damoklesschwert positionierte sich über unseren Köpfen. Es folgte die nächste Eilmeldung:

“Ukraine-Krieg: +++ Polen bestätigt russischen Raketeneinschlag – Moskauer Botschafter einbestellt +++ NATO trifft sich wegen Explosion in Polen am Mittwoch zu Krisensitzung +++”

Ab hier war klar: Der Wahnsinn nahm Anlauf, um durchzustarten. Er wurde jedoch – Gott sei Dank – kurz nach dem Start wieder abgebremst durch diese Eilmeldung:

“Ukraine-Krieg: +++ USA gehen nach Einschlag in Polen von ukrainischem Luftabwehr-Geschoss aus +++”

Der Brand wurde im folgenden Verlauf der nächsten Eilmeldungen weiter gelöscht:

“Ukraine-Krieg: +++ NATO-Generalsekretär: ‘Kein Hinweis auf vorsätzlichen Angriff’ auf Polen +++ Berlin bietet Polen Schutz durch Eurofighter an +++ Scholz: Russlands Krieg bleibt ursächlich für Raketeneinschlag in Polen +++”

Der Kriegstag im Überblick: NATO sieht keinen Bündnisfall – G20-Gipfel verurteilt russischen Angriffskrieg.

Wohl sind sich alle Beteiligten klar gewesen, dass dieses Spiel mit dem Feuer derzeit zu gefährlich ist; vermutlich haben die großen Akteure keine Interesse daran, diesen Krieg über die Grenzen der Ukraine hinaus auszuweiten. Trotzdem wird an vielen Ecken u. „Fronten“ – besonders an den Medienfronten – fleißig gezündelt. Ein Brandstifter heißt BILD:

“2 Tote PUTIN feuert Raketen nach Polen.”

Auch Selenskyj hält den Ball nicht flach. – Dies kann ich sogar nachvollziehen, da er direkt in diesem Krieg mit verwickelt ist u. tagtäglich diesen Irrsinn miterleben muss. In einem Bericht der Welt war zu lesen:

“Wolodymyr Selenskyj geht weiterhin davon aus, dass es sich bei dem Raketeneinschlag auf polnischem Staatsgebiet nicht um ein ukrainisches Geschoss gehandelt hat.”

In Newsletter – The Pioneer Briefing – von G. Steingart war in dieser Woche folgende Einschätzungen von Stefanie Babst, einer langjährigen NATO-Strategin, zu lesen:

“Wenn Sie die Sprachwahl nicht nur von Präsident Biden wahrnehmen, sondern auch die des NATO-Generalsekretärs, sehen Sie sehr deutlich: Da ist kein politisches Interesse seitens der großen NATO-Staaten, sich auch nur in die Nähe des Bündnisfalls zu begeben.”

U. in einem Beitrag von The Epoch Times mit dem Titel: Kein Kriegseintritt der NATO nach Rakete in Polen – Geheimverhandlungen in Ankara? war Folgendes zu lesen:

“Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte im ‘heute journal’ Besonnenheit an. Es sei wichtig, eine Eskalation zu einem Krieg zwischen der NATO und Russland zu verhindern. Gleichzeitig hielt er jedoch auch an der Unterstützung der Ukraine fest – ‘auch mit Waffen und solange wie das notwendig ist’.”

Das klingt vernünftig; ob diese Strategie allerdings langfristig beibehalten werden kann, u. auch sollte, ist völlig offen. Es scheint zumindest im Moment niemand von den großen Spielern den Konflikt noch weiter eskalieren lassen zu wollen. Allerdings tragen unbegrenzte Waffenlieferungen – bis zum bitteren Ende? – kaum zu einer Deeskalation bei u. ob die Lieferungen überhaupt sinnvoll sind, darüber kann u. sollte man auch streiten; eine Dauerlösung ist das alles ganz bestimmt nicht.

Weiter im Text der The Epoch Times war zu lesen:

“So sprach jüngst sogar der ranghöchste US-General, Mark Milley, von der Möglichkeit einer ‘politischen Lösung’ des Ukrainekonflikts. Gleichzeitig dämpfte er Hoffnungen auf einen kurzfristigen militärischen Sieg der Ukraine. Russland verfüge trotz der Rückschläge noch über eine bedeutende Kampfkraft in der Ukraine, zitiert ihn die ‘Welt’. In einer Pressekonferenz erklärte Milley: ‘Die Wahrscheinlichkeit eines ukrainischen militärischen Sieges – definiert als der Rauswurf der Russen aus der gesamten Ukraine, einschließlich der von ihnen beanspruchten Krim – ist militärisch gesehen nicht sehr hoch.'”

In Anbetracht dieser Aussage des US-Generals wird das Weitermachen wie bisher immer unvernünftiger; Verhandlungen über das Kriegsende wird es früher oder später sowieso geben. Die Frage ist nur: Wann u. unter welchen Umständen u. Rahmenbedingungen sie stattfinden. Jeder Krieg endet – die Ressourcen sind alle endlich. Im Moment ist auf jeden Fall Entwarnung angesagt.

Gott sei Dank wird nicht seit 5:45 Uhr zurückgeschossen. Als am 1. September 1939 der Gröfaz bei seiner Reichstagsrede unter frenetischen Applaus das Zurückschießen nach einem angeblichen polnischen Angriff auf den Sender Gleiwitz in Schlesien bekannt gab, nahm die Geschichte, wie wir sie aus den Büchern u. aus unzähligen Unterrichtsstunden kennen, ihren verheerenden Verlauf u. Europa u. besonders Deutschland wurde in den Folgejahren förmlich umgegraben – strukturell, menschlich u. gedanklich. In der Gegenwart ist der Wahnsinn der Welt für dieses Mal durch einige vernünftige u. kluge Köpfe in seine Schranken zurückgewiesen worden; wollen wir aus tiefsten Herzen hoffen, dass die Vernunft u. die Wahrheit auch in der Zukunft die Oberhand behalten werden.

S.