In den rhetorischen Waffenfabriken wird aufgerüstet!

Es ist schwer, die Emotionen nicht bewegen zu lassen; schwer in diesen Zeiten von Hanau, schwer in Zeiten von Thüringen, in denen uns eine lieblose und schlechte Posse dargeboten wurde, die nur die Spitze eines Eisbergs erkennen ließ, der sich uns in naher Zukunft noch deutlicher in seiner vollen Pracht zeigen könnte. Die politische und gesellschaftliche Welt ist nicht mehr die, die ich einst kannte. Früher, als in Debatten der kultivierte Dialog die Norm war, so haben sich heute die Koordinatensysteme des guten Tons, des menschlichen Umgangs, der Höflichkeiten und des Anstandes völlig verschoben. Mir scheint, es gibt nur noch ein Links und ein Rechts; aber wo ist die gemäßigte Mitte verblieben? Wo sind die Vernunft, der Anstand und der gesittete Umgang verblieben? Sie scheint es nicht mehr zu geben. Zumindest, wenn man sich im Dunstkreis der sozialen Medien bewegt. Die politische Lagerbildung war noch nie so unkultiviert im Umgang untereinander, wie es derzeit dargeboten wird. In den rhetorischen Waffenfabriken aller Parteien wird hochgerüstet – auf eine Deeskalation setzen sehr weinige und wenn, dann verstummen ihre Stimmen im aggressiven Grundrauschen des täglichen Sozial-Media-Wahnsinns. Ich mag niemanden die Schuld zusprechen für das, was sich derzeit politisch und gesellschaftlich zuträgt, aber ich mag uns alle ermahnen, dass wir den guten und gesitteten Umgang in Verhalten, Sprache und auch Denken wieder finden mögen. Ich mag uns ermahnen, dass wir uns wieder besinnen zu einem kultivierten Umgang Miteinader. Man kann nicht nur eine Seite die Schuld zusprechen, denn wer dies tut, der bildet Lager, der teilt, der will letztendlich den Kampf – vielleicht den Klassenkampf von dem gerne, unter einer romantisierten Vorstellung vom „Paradies auf Erden“, geträumt wird. Alle von der Geschichte gezeichneten Kämpfe und Kriege begannen immer mit einer Aufrüstung der Sprache, mit einem Trennen der Gesellschaften und mit einem Stigmatisieren vom vermeidlichen Gegner, aber was am Ende folgte, das waren immer Elend und Not für die Meisten. Wir benötigen – dringender denn je – eine Stimme der Vernunft, eine Stimme, die mit Bedacht spricht und vor allem benötigen wir wieder Geist und Verstand, der erkennt, was gespielt wird. Wer hetzt, der hat nichts Gutes im Sinn, wer verbal aufrüstet, der will den Kampf. Wahrhaftigkeit wäre eine Tugend, die wir finden sollten, Güte wäre eine Tugend, die uns in diesen Zeiten gut täte, wenn wir sie wieder mit Leben füllen könnten und ich bin immer noch guter Hoffnung, dass die Vernunft der Mitte wieder ihre Sprache finden wird. Ich wünsche mir für die Nachkommen unserer Welt, dass sie wieder mit Respekt und Achtung einander gegenüber leben werden.

SaC