Die Gewohnheit ist ein Seil. Wir weben jeden Tag einen Faden, und schließlich können wir es nicht mehr zerreißen“, so Thomas Mann.
Das Jahr 2025 ist eine Zerreißprobe – in meiner kleinen und vielleicht auch manchmal ideal gedachten Welt. Es sind die Fäden, die über Jahre hinweg mit uns selbst – also mit mir – verwoben worden sind. Wir alle leben in mehr oder weniger verwobenen Habitaten. Und ich werde einige dieser Seile kappen müssen; sei es, weil es das Habitat so will, das Schicksal – wie immer man es nennen mag.
Doch allzu oft vergessen wir, dass alles – oder vieles – endlich ist. Wir leben oft so, als sei alles selbstverständlich, dauerhaft, zeitlos. Zeit sollte man loslassen können. Neulich war ich auf einem Geburtstag, einem der reiferen Semester. Und was mir auffällt: Viele haben Angst vor der Zeit – nicht, dass sie es so sagen würden, aber man hört es zwischen den Zeilen heraus.
Im Chinesischen gibt es viele gute und interessante Sprüche – im Deutschen ebenso. Thomas Mann und Goethe sind oft Nebendarsteller in meiner Kolumne Der Freytag, so auch in diesen wenigen Zeilen. Ich ende frei nach Goethe: „Es irrt der Mensch, solang er strebt.“ Vielleicht ist es gut nicht den Irrungen und Wirrungen von Gewohnheit und Zeit zu folgen, sondern angstfrei Dichter und Denker zu sei. – In der schönen poetischen Welt von Wirklichkeit und Wahrheit zu leben, zu schreiben, zu lernen, zu denken, zu fühlen, zu erfahren.
S.