Ein Brief für H.

Servus H.,

Menschenskinder, wie die Zeit vergeht! Als wir uns das letzte Mal begegnet sind, fanden wir nicht viel Zeit, uns zu unterhalten. Vielmehr hast Du mich gleich in Dein Vorhaben mit hineingezogen, als sei es das normalste von der Welt und wir waren im Schloss auf der Suche nach A. Viele Stufen mussten wir nach oben in die höheren Stockwerke, im schnellen Schritt, Du vorauseilend, ich folgte Dir im ebenfalls schnellen Schritt. Ich hatte ja A. jetzt selbst auch schon mehrmals getroffen, weiß immer noch nicht so recht, was ich von ihr halten soll, aber ich glaube, sie hat sich verändert, wahrscheinlich mehr zum Schlechten hin, aber bei ihrer Vorgeschichte, wundert mich das jetzt nicht.

Als wir uns damals, eigentlich warst Du es, der sie suchte, immer höher in diesem Schloss – Stockwerk für Stockwerk – vorarbeiteten, sind wir zum Schluss an diese große und sehr schwere, reichlich mit geschnitzten Figuren verzierte Tür, gelangt; niemand stand davor, dennoch war uns der Zugang verwehrt geblieben und wir konnten auch nicht zu A. Ich habe Dich nie gefragt, was Du an diesem Tag von ihr wolltest, auch habe ich Dich nie gefragt, warum du mich mitgehen ließt – vieles war irgendwie sehr merkwürdig. Jetzt, nach all dieser Zeit, dachte ich mal wieder an diese sehr surreale Begegnung. Wie geht’s Dir denn? Man hört und liest ja im Moment sehr viel von Dir und das, was man liest, zeigt einen ständigen Wandel Deiner Haltung auf. Was ist da nur los? Ich denke, es könnte der Druck sein, der diesen Zickzack-Kurs verantwortet. Aber gut, was verstehe ich schon davon; wenig – Gott sei Dank!

Adieu
N.