Ein Brief an A.

Hallo A.,

danke für Deine Antwort. Habe nicht erwartet, dass Du auch die Zeit für ein paar Zeilen finden würdest. Vielleicht geht es Dir ja auch so wie mir. Dank – will ich jetzt nicht sagen – sagen wir lieber – den Umständen der Zeit geschuldet – findet sich doch die ein oder andere Veränderung im Hamsterrad des Lebens ein. Man denkt, fühlt und vielleicht sogar handelt man anders, seit uns Corona ereilte – manche sprechen ja sogar vom China-Virus, Wuhan-Virus oder KPCh-Virus, aber egal, wie wir ihn titulieren, er hat verändert und er verändert noch; vielleicht verändert er sich selbst auch noch? Die Zeit und wie wir sie nutzen, wie wir sie füllen, mit was wir uns beschäftigen, das befindet sich alles in einer großen Veränderung – notgedrungen. Vielleicht ist das sogar einer der positiven Aspekte, wenn man das überhaupt so, bei dieser ganzen Tragik, sehen und sagen kann.

Du wirst das auch nicht wissen, obwohl Du informationstechnisch gut aufgestellt sein solltest. (Ist jetzt nur die Frage, wie gut die Leute sind, die sich in Deinem Dunstkreis befinden.) Ich habe Dir ja mal … Ich erinnere mich noch gut, als wir die Treppen in dieser Burg bis ganz nach oben liefen, dann das Wasser kam … Du erinnerst Dich sicher, es war ein sehr kritischer Moment. Glaubst Du eigentlich an das Schicksal, dass alles seinen Preis hat? Hast Du Dich das jemals gefragt, welche Konsequenzen es für unser Handeln, vielleicht sogar auch für unser Denken, geben könnte? Das ist jetzt durchaus nicht nur als eine rein rhetorische Frage zu verstehen, denn ich frage mich, wenn ich das alles sehe, ob die Konsequenzen verdrängt, ignoriert oder vielleicht, was ich nicht hoffen will, sogar still und heimlich erwünscht sind?! Denn es wird Konsequenzen geben – müssen -, alles hat eine Wirkung und Handlungen gibt es derzeit viele, nicht alle scheinen durchdacht zu sein. Widerstand regt sich auch in diesen Tagen. An vielen Stellen bricht der blinde Gehorsam auf, Stellen sich die Gefolgsleute dagegen. Was mag wohl da alles dahinter stecken?! Aber es gibt auch noch den Gegenpart, die Getreuen, die Folgsamen – der König des Südens will ja gern, aber ob er wohl darf? Wechseln wir lieber mal das Thema, hin zu schöneren Dingen.
Die See im Norden war mir immer wohlgesinnt; wie gern’ wär‘ ich mal wieder dort, um den Wolken beim Vorüberziehen zu zuschauen, die Wellen sanft am Ufer brechen zu hören, den Möwen zu zusehen, wie sie gemächlich auf der Suche nach dem nächsten Snack am Strand herumstolzieren und und und. Die Zeit am Meer macht mich ja immer so besonnen und erdet mich – aber sie macht mich auch immer sehr hungrig, wenn ich an so manche Wanderung am Strand zurückdenke: was hatte ich da oft für einen Appetit.

Wir können zwar zurückdenken, müssen aber das Leben vorwärts leben; wie schön man doch mit so mancher Erinnerung die Gegenwart versüßen kann. Vielleicht treffen wir uns mal wieder an der See, sind uns dort ja auch schon mal begegnet. Ohne, dass wir uns abgesprochen hätten, aber lass uns das mal in einem der nächsten Briefe besprechen; ich muss jetzt mal wieder los, die Welt hat gerade angerufen und mich nach einem Kommentar befragt – allerdings war mir das Thema noch nicht so ganz klar, daher muss ich nochmal nachfragen.

Sei gegrüßt und wie sagt man bei euch? Holl di!
S.