Überall lese ich nur noch von einer Richtung, in die es gehen soll: Krieg.
Nicht, dass wir ihn nicht schon hätten, denn es scheint, als tobte längst ein Kampf auf einer höheren Ebene. Vielleicht wird dieser Kampf zwischen Gut und Böse jetzt sichtbarer, fühlbarer, realer in der Welt um uns herum.
Die Waffenlieferungen werden immer drastischer: Storm Shadow, hoffentlich nicht irgendwann auch der Taurus. Die Amerikaner und die Russen haben ihre Atom-Doktrinen gelockert, die Hürden für einen atomaren Konflikt erscheinen immer niedriger. Aber wohin soll das führen?
Durch all die Technik, die endlosen Stunden vor Bildschirmen, haben wir wahrscheinlich nicht nur den Bezug zur Realität, sondern auch die Vernunft verloren. Krieg ist abstrakt geworden, ein Videospiel auf einem Display.
Am Freitag steht wieder #DerFreytag an. Ich will an die Vernunft appellieren, über Frieden schreiben – und natürlich auch den Krieg erwähnen. Aber was bringt das?
Schreiben wir Schriftsteller nicht alle über das, was uns auf der Seele brennt? Was aber, wenn bald die ganze Welt brennt?
Der Weltenbrand – wird er das Jahr 2025 einläuten?
Mir kommt es vor, als würden wir alle wie in Trance in diese Situation hineinschlafwandeln. Keiner ruft: Stop, Halt. Was nützt uns die Dämonisierung von Trump, Putin, Biden oder Harris? Es sind letztlich nur Einzelpersonen. Die vielen Namen hinter ihnen, die wir nicht kennen oder nur erahnen, ziehen die eigentlichen Fäden. Und selbst diese bekannten Protagonisten haben nur einen begrenzten Handlungsspielraum. Doch die Gemeinschaft – die ist stark.
Vielleicht hat unsere Gesellschaft einen Punkt erreicht, an dem wir moralisch so verunsichert sind, dass uns der Weg zurück zur Vernunft unmöglich erscheint. Ist es Lebensüberdruss? Diese Erschöpfung, die Abwendung vom Leben, dieser stille Wunsch nach einem Ende?
Aber nein, das will ich nicht akzeptieren.
Seltsamerweise bin ich in diesem Jahr – warum auch immer – schon jetzt in einer totalen Weihnachtsstimmung. Zum ersten Mal habe ich mir schöne, besinnliche Weihnachtskerzen gekauft. Ich zünde sie an, wenn ich am Schreibtisch sitze, so wie jetzt. Die Kerze wärmt wohlig mein Gemüt, und während sie flackert, denke ich, dass ich darüber im nächsten #DerFreytag schreiben werde.
Wie sieht es bei euch aus? Hat noch jemand von euch schon jetzt diese unerklärliche Weihnachtsstimmung? Mir kommt das fast ein bisschen unheimlich vor – ich esse bereits Lebkuchen und trinke an der Uni Weihnachtstee.
S.
#stefannoir #dichterunddenker #derfreytag