Was darf Satire? Was kann Satire? Und wie viel Satire steckt eigentlich in unserem Alltag?
Ich verliere langsam meinen letzten Funken Hoffnung auf die Vernunft und sehe alles nur noch als Satire, damit lässt es sich entspannter leben: Diese Erkenntnis traf mich bei einem Tischgespräch mit ganz normalen Menschen, die ich der Mittelschicht und dem Bildungsbürgertum zuordne. Dort wurde mir klar: Wir sind nicht mehr in der Lage, zwischen Fakt und Fiktion zu unterscheiden.
Meine Frage war: Wie bilden wir unsere Meinung? Die Antwort lautete: ZDF, ARD – und das war’s dann auch. Gut, man kann das so machen; jeder ist frei, seine Informationsquellen zu wählen. Doch ich war – was selten vorkommt – baff, dass die Auswahl so begrenzt blieb.
Da in unserem Land bald Wahlen anstehen, möchte ich eine kurze Lehrstunde für uns alle abhalten. Denn die Wahlentscheidung sollte – wenn möglich – auf Vernunft und Fakten beruhen, nicht auf Emotionen und Fiktion.
Wissen to go: Kritisches Denken!
Das wissenschaftliche Prinzip, um sich eine umfassende Meinung zu bilden, nennt sich kritisches Denken. Es basiert auf folgenden Aspekten:
1. Unvoreingenommenheit: Offenheit gegenüber verschiedenen Perspektiven, ohne vorschnelle Urteile zu fällen.
2. Empirische Evidenz: Entscheidungen und Meinungen sollten auf überprüfbaren und nachvollziehbaren Fakten beruhen.
3. Quellenkritik: Bewertung der Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit von Informationen und Datenquellen.
4. Logische Argumentation: Nutzung klarer und schlüssiger Argumente, um Zusammenhänge zu analysieren.
5. Selbstreflexion: Bewusstsein über eigene Vorurteile oder Wissenslücken.
6. Falsifizierbarkeit: Bereitschaft, bestehende Meinungen oder Hypothesen zu revidieren, wenn neue Beweise vorliegen.
Dieses Prinzip wird in den Naturwissenschaften, der Philosophie und vielen anderen Disziplinen systematisch angewandt, um fundierte, ausgewogene Meinungen oder Theorien zu entwickeln. Und das Beste: Jeder von uns kann diese Prinzipien anwenden!
Ich möchte an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen, aber Punkt 1 – Offenheit gegenüber verschiedenen Perspektiven – liegt mir besonders am Herzen. Wenn wir uns ausschließlich vor den Fernseher setzen und uns von ARD und ZDF berieseln lassen, wird das gesamte System irgendwann nicht mehr im Sinne der Bürger funktionieren.
Ein zusätzlicher Tipp: Zieht Textinformationen immer Bewegtbildinformationen vor. Warum? Die Wirkkraft von Videos ist immens – sie manipulieren leicht. Die täglich konsumierten, vorgekauten 15 Minuten Nachrichten mögen bequem sein, aber echte Meinungsbildung erfordert mehr.
Falls ihr euch nicht die Zeit nehmen wollt, selbst zu lesen und euch umfassend zu informieren, nutzt die Minuten lieber anders: Trinkt eine Tasse Tee oder Kaffee mit euren Liebsten. Diese Zeit ist sinnvoller investiert.
So viel zum Wort zum Sonntag.
Sapere aude!
S.