»Was ist denn mit dir passiert Stefan?« »Ach, nichts Dramatisches, ich war nur wandern«, antworte ich und schleiche zu meinem Lieblingsplatz im Café. »Wie immer?« »Ja bitte. Einen Cappuccino« bestelle ich bei der aufmerksamen Kellnerin. Unauffällig, fast heimlich schlüpfe ich aus meinen braunen Lederschuhen; denn die Blasen an den Fersen gängeln mich bereits seit ein paar Tagen. Ich fühle mich zurückversetzt in meine Zeit bei der Bundeswehr – lange ist es her. Doch schmerzvoll erwacht die Vergangenheit und ich stelle fest: Ich vermisse diese Episode aus meinem Leben nicht.
Dabei war der Wanderausflug letzten Samstag mit einer Strecke von 13 km eigentlich recht überschaubar. Doch mit schlecht eingelaufenen Schuhen und schwüler Luft fiel mir das beschwingte Laufen zunehmend schwerer und schwerer. Um mich vom mühsamen Fortbewegen abzulenken, sinnierte ich, wie so oft, über Gott und die Welt. Und schon fiel mein Blick auf das in Sichtweite gelegene Schloss Greifenstein von der Familie von Stauffenberg. Ich denke an Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Er kreuzte bereits meinen Kolumnenweg (Der Freytag: Über Mut und die Frage nach Heldentum: https://blog.snoir.de/archive/7369). Claus ist der Großonkel des heutigen Schlossbesitzers Christoph Schenk Graf von Stauffenberg. Während meine Gedanken um Helden und Antihelden im Laufe der deutschen Geschichte kreisen, holt mich ein mir bisher unbekannter Geruch zurück in die Gegenwart. Der Frankenwald mit seinem Duft ist mir vertraut; der Geruch der Nadelhölzer erdet mich und ist mit vielen Erinnerungen verbunden – es riecht nach Heimat. Jedoch duftet dieser Stauffenberg-Wald völlig anders. Beim Versuch, den Duft einordnen zu können, muss ich an frisch geschälte Gurke denken und wie erfrischend und willkommen mir jetzt ein Stückchen davon wäre.
Damit schleichen sich Stauffenberg und andere Helden aus meinen Gedanken. Dann schaue ich mir den Wald genauer an und glaube dem Mysterium auf die Schliche gekommen zu sein. Noch nie erblickte ich so viele Buchen. Sie sind Europas ursprüngliche Wildnis und zählen zu den am meisten bedrohten Lebensräumen.
Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen. Buchen sollen also nach althergebrachter Meinung vor Blitzeinschlag schützen; das ist leider ein falscher Irrglaube; bei Gewitter sollte man generell am besten im Auto (faradaysche Käfig) oder in Gebäuden Schutz suchen, im Wald unter Bäumen hält man sich besser nicht auf. Buchen sollst du suchen! Mit einem Anteil von 15,8 % von der gesamten Waldfläche in Deutschland liegen die Buchen auf Platz drei der am häufigsten vorkommenden Baumarten; nur Kiefern mit 22,9 % Gesamtanteil und Fichten mit einem Gesamtanteil von 26,0 % sind noch häufiger zu finden. Den Duft von einem Wald voller Buchen habe ich zwar nicht bewusst gesucht, dennoch ist die kleine Expedition eine schöne Entspannung für meine Füße gewesen; Rätsel gelöst, jetzt wieder zurück auf den Weg – der Weg ist das Ziel; ich humple weiter und mein Fazit an alle Wandersleut: Prüft vorher euer Schuhwerk, obs auch gut eingelaufen ist.
Fortsetzung folgt …
S.
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