Der Freytag: Lyrik, Sprache – Bildsprache, Malerei

Vasenstillleben von S. Noir – Öl auf Leinwand

Ich sitze im Café. Der Cappuccino steht dampfend, duftend, fast lebendig vor mir; ich rühre im Schaum, gedankenversunken; denke über meine Rede nach, die ich in zwei Wochen zur Eröffnung einer Kunstausstellung halten werde – zur internationalen Kunst-Ausstellung: Die Kunst von Zhen Shan Ren (Wahrhaftigkeit Güte Nachsicht) in Coburg vom 19. – 23. Juli. Am 19. Juli zur Eröffnung werde ich ein paar Worte sprechen. – Wer spricht, sollte auch etwas aussagen und die Zuhörer sind im besten Fall nach dem Gesprochenen ein wenig schlauer als zuvor.

Vor etwas mehr als 13 Jahren fing ich an zu malen; Farben, Pinsel, Leinwände und noch mehr Farben und Pinsel – meine Ausrüstung wuchs schnell; Aquarell, Acryl, Öl, Pastell, Gouache, Kohle, Tusche, Rötel … – ich lotete alle möglichen Techniken aus. Aquarell-, Acryl- und Öl-Malerei gefielen mir sehr gut; auch das schnelle Skizzieren mit Kuli und Bleistift faszinierten mich sehr. Nur wenige Wochen danach fing ich an, Lyriken zu schreiben; auch das Schreiben zog, wie aus dem Nichts kommend, völlig unverhofft in mein Leben. Heute, nach vielen bemalten Leinwänden und eine Menge lyrischer Zeilen dominiert die Lyrik die Welt meiner Gedankentransformation. Am Anfang jedes künstlerischen Schaffens steht der Gedanke, eine Idee, eine Vision – oft nur vage im inneren ich und unsichtbar für die Außenwelt. Der Prozess der Transformation ist der Schaffensprozess des Künstlers, des Schöpfers der Werke, die sein ich beinhalten und seine Gedankenwelt visualisiert.

Das Malen und Schreiben, beides sind Formen des sich Ausdrückens. Die Hände – die Hand – führt die Handlung durch und transformiert den Gedanken auf das Papier, auf die Leinwand, auf den Malgrund. Lyrik ist Sprache; Sprache ist nie hinreichend, sie lässt häufig Raum – den undefinierten Spielraum für Interpretation. – Unzählige Bücher befassen sich mit Gedicht-Interpretationen. Die Malerei steht für sich selbst; sie ist hinreichend; Gemälde sind vollständig in sich geschlossenen Gedankenwelten und jede Erklärung schränkt den geistig transformierten Wirkhorizont unnötig ein. Die Sprache der Malerei ist universell, nur durch die Grenzen des kosmischen Raums in ihrem Wirk- und Verständlichkeitsraum beschränkt. Die Sprache, ob gesprochen oder geschrieben, ist für sich lokal an die Menschen gebunden, die sie sprechen und verstehen können. Selbst unser Deutsch – als gemeinsamer Sprachraum – ist zusätzlich durch seine Vielzahl an unterschiedlichen Dialekten stark fragmentiert, sodass der Verständlichkeitsraum durch diese Dialekt-Fragmentation zusätzlich eingeschränkt ist.

Sprache unterlag vielen Veränderungen im Laufe der Geschichte; kaum jemand kann heute noch das Deutsch verstehen, das im 16. Jahrhundert im Land gesprochen wurde. Die Gemälde aus derselben Zeit sind jedoch nach wie vor zu verstehen, zeitlos regungslos zeigen diese Visualisierung der damaligen Künstler unumstößlich das fertige Ergebnis ihres Schaffens. Seit damals, als ich vor über 13 Jahren mit dem Malen begonnen habe, bin ich in vielen Museen der Welt gewesen und habe mir besonders gerne die alten Meisterwerke ganz genau angeschaut. Leonardo da Vinci, Lucas Cranach d. Ä., Albrecht Dürer, Raffael, um nur ein paar aus der alten Zeit zu nennen, begeistern mich noch heute, wenn ich ihre vollkommenen Kunstwerke betrachte. Deren Sprache ist nach wie vor universell zeitlos. Im Jahre 2014 und im Jahre 2015 war ich zum ersten Mal Besucher der internationalen Kunst-Ausstellung: Die Kunst von Zhen Shan Ren (Wahrhaftigkeit Güte Nachsicht) und diese Werke zogen mich ebenso in den Bann, wie es bei den Werken von da Vinci, Cranach … der Fall ist. Es sind zwar zeitgenössische Werke, aber ich bin mir sicher, dass in 100, 200, 300 Jahren auch diese Werke in der Aufzählung der alten Meister einfließen werden und Xiaoping Chen mit dem Werk: In Harmonie (ein Lieblingswerk in der Ausstellung von mir) neben Cranach genannt werden wird.

Ich denke darüber nach, was ich in meiner Rede mit einfließen lassen sollte und was ich nicht; was ist essenziell? Noch ist die Rede nur vor meinem inneren Auge vage, eine Vision – vielleicht trage ich auch eine Lyrik von mir vor.

Fortsetzung folgt …

S.

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PS:
1) Die Kunst von Zhen Shan Ren: http://zhenshanren.com
2) Die Facebook-Seite zur Ausstellung: https://www.facebook.com/ZhenShanRenArt.de
3) Die Kunst von Zhen Shan Ren auf GJW (Ganjing World): https://www.ganjingworld.com/channel/1fvgimepnb37pETQT0q1ndSgJ1cg0c