Lyrik (Lied): Raus aus Deutschland, rein ins Kaffeehaus (Ein Wienerlied für die Seele)

Verse 1
In der Kaffeehaus brennt noch Licht,
mein Weltschmerz sitzt mir im Gesicht.
Ich blätter in Werken von Bernhard, löffle Gedanken,
seh’ Geister im Hawelka schwanken.

Der Lohengrin ruft aus der Staatsoper: Nacht,
die Welt ist ein Wahnsinn, der dennoch entfacht.
Doch Wien hält mich fest wie ein guter Roman,
und sagt leise: Bleib, fang hier von vorne an.

Refrain
Raus aus Deutschland, rein ins Kaffeehaus,
wo der Dampf von Melange die Sorgen verraucht.
Zwischen alten Dichtern, barocker Kuliss’,
findet mein Herz, was ich lang schon vermiss’.
Raus aus dem Alltag, rein ins Gefühl,
wo der Bruegel-Turm stumm seine Kreise spielt.
Ich bleib vielleicht da, wer weiß das schon genau –
Wien hat mich gefangen, im Kaffeehausbau.

Verse 2
Der Feldhase duckt sich in der Albertina,
im Sacher duftet die Welt nach Vanille-Ballerina.
Der Reichsapfel glänzt, als wär er von gestern,
doch sein Glanz lockt heut noch und viele lästern.

Ich höre das Läuten von Stephans Dom,
spaziere durchs Belvedere, träum mich davon.
Hundertwasser malt mir den Tag bunt zurück,
doch mein Platz bleibt das Kaffeehaus – dort liegt mein Glück.

Refrain
Raus aus Deutschland, rein ins Kaffeehaus,
wo der Alltag in Mozartkugeln zerstaubt.
Ein Leben als Schreiber mit Blick auf die Welt,
mein Notizbuch das Einzige, was mir noch fehlt.
Raus aus der Blase, rein ins System,
das mit Kipferl, Geschichte und Seele verwebt.
Ich bleib vielleicht da, wer weiß das schon genau –
Wien hat mich verführt, im Kaffeehausbau.

Bridge
„Die Katastrophe beginnt, wenn man aus dem Bette steigt“ –
das sagte Bernhard.
Doch ich steig ins Kaffeehaus.
Ich will keine Talkshows,
nur Theater und Text,
Radio bis acht
und dann:
Weltliteratur bis spät in die Nacht!

Raus aus Deutschland, rein ins Kaffeehaus,
wo Gedanken den Zucker umrühren im Braus’.
Die Seele wird leicht, das Papier wieder voll,
ich schreib für die Welt – und der Filter ist Gold.
Raus aus dem Müssen, rein ins Vielleicht,
die Tür steht offen, das Leben ist weich.
Ich bleib vielleicht da, wer weiß das schon genau –
Wien hat mich geheilt, im Kaffeehausbau.

S. Noir