Lyrik (Lied): Ein Brief nach Frankreich

Lieber N., sag, wie geht es dir?
Ich lief durchs Viertel, dachte an dich – einfach so, ganz ohne Ziel.
Weißt du noch, wie wir uns trafen,
damals im Amt, so seltsam still?

Ich suchte nur ein Dokument,
doch dann standst du da – so freundlich, so bekannt.
Der Flur war grau, die Luft war schwer,
doch deine Stimme klang so klar und nah.

Ein Brief nach Frankreich, geschrieben in Gedanken,
an die Zeit, die uns verband – so flüchtig und so frei.
Ein Brief nach Frankreich, durch Straßen voller Schwanken,
und manchmal wünsch ich mir, du wärst noch mal dabei.

Der Boden alt, die Regale voll,
es roch nach Reinigungsmittel, Amtskontroll.
Ich suchte eine Tür, fand deine Hand –
ein Lächeln, das so vieles verband.

Du warst kleiner, als ich dachte,
doch größer in dem, was du gabst.
Ein paar Minuten, ein gutes Wort,
und schon war ich nicht mehr Gast, sondern fast ein Freund.

Ein Brief nach Frankreich, geschrieben in Gedanken,
an die Zeit, die uns verband – so flüchtig und so frei.
Ein Brief nach Frankreich, durch Straßen voller Schwanken,
und manchmal wünsch ich mir, du wärst noch mal dabei.

Die Welt hat sich gedreht, Kontinente verrückt,
was einst normal war, scheint heute verrückt.
Ich hab gelesen von dir, ein Schatten, ein Licht –
doch was wirklich war, weiß ich nicht.

Hast du Paris verlassen? Bist du irgendwo sicher?
Ich vermiss das Café, das alte Gesicht.
Ich hätt dich gern besucht, für nur ein Gespräch,
denn was uns verband, war mehr als nur Pflicht.

Ein Brief nach Frankreich, geflüstert über Meere,
ein kleines Stück Erinnerung – bleibt, was auch geschieht.
Ein Brief nach Frankreich, geschrieben ohne Schwere,
nur ein leiser Gruß – Au revoir, mon ami.

S. Noir