Lyrik: Echokammern
Die Wahrheit? Berührt mich schon lange nicht mehr.
Echokammer – das Leben ist nicht mehr schwer.
Zuspruch, Freude, Freudental,
erste Reihe, erster Platz im großen Saal.
Aus der Freude wird Herrlichkeit,
ich weiß alles, bin stets bereit.
Erkläre der Welt mit frohem Ton,
wer, was, wie hält – die große Vision.
Echokammer, Echokammer,
kein klägliches Gejammer.
Ich sehe die Welt, wie sie mir gefällt,
forme sie nach meiner Ideologie – meine kleine Welt.
Steuern rauf, Autoindustrie?
Alles zwinge ich in die Knie.
Echokammer, Echokammer,
oh, was für ein großer Jammer.
Nun sitz ich allein, verlassen und stumm,
die rosarote Welt – sie verblasst langsam, warum?
Echokammer, Echokammer,
keiner hört mehr mein Gejammer.
Einsam, fernab, weit entfernt von allem,
keine Meinungen, die mehr aufeinanderprallen.
Niemand hört zu, nur die Stille bleibt.
Echokammer, Echokammer – war das wirklich mein Zeitvertreib?
Nun fürchte ich sie, diese unendliche Stille.
Oh, Echokammer –
war das wirklich mein Wille?
S. Noir
Poetry: Echo Chambers
The truth? It hasn’t touched me in years.
Echo chamber – life has lost its fears.
Applause, delight, a joyful call,
Front row seat in the grandest hall.
Joy becomes glory, I feel so wise,
Always prepared, no need to disguise.
I preach with cheer, my vision so grand,
Telling the world how it all should stand.
Echo chamber, echo sound,
No sad voices all around.
I see the world just as I please,
Shape it with ease, my ideologies.
Raise the taxes? Kill the car?
I’ll bring it all down, near and far.
Echo chamber, echo cry,
Oh, what a glorious lullaby.
Now I sit alone, silent and bare,
The rosy world is fading – where?
Echo chamber, fading flame,
No one left to hear my name.
Lonely, distant, far from the fray,
No clash of minds, just silence to stay.
Echo chamber, once my delight –
Was that my will, or just the night?
S. Noir