Der Freytag: Stille Nacht, eilige Nacht

Schnell noch die letzten Weihnachtsgeschenke kaufen; die Familie will beschenkt werden: Kinder, Ehepartner, Opas, Omas und die eigenen Eltern. Und so wird – alle Jahre wieder – die stille Nacht schnell zur schweißgebadeten stressigen Nacht. Aber es gibt ja – Gott sei Dank – die großen Onlineshops und die vielen Lieferdienste. Stille Nacht, eilige Nacht – Paketboten am Limit; geteilter Stress ist ja bekanntlich halber Stress: das ist gelebte Nächstenliebe im 21. Jahrhundert – den Stress etwas verteilen, auf die anderen mit abladen. Wer bäckt schon noch selbst oder bastelt in den langen Vorabendstunden vor Weihnachten seine Geschenke für die Nächsten selbst? Ein Klick und gekauft; wenn der Postmann zweimal klingelt, dann nur, weil er sonst Stress von seinem Arbeitgeber bekommt – geliefert, wie bestellt das »Frohe Weihnacht« der Neuzeit.

An den letzten beiden Wochenenden bin ich aus familiären Gründen in zwei großen Städten auf den Weihnachtsmärkten gewesen; Menschen, Menschen und nochmals Menschen; trinken, essen, feiern. Irgendwie schlich sich bei mir die Frage ein: Haben die schon alles erledigt, alle Geschenke und alle Vorbereitungen abgeschlossen? Es war überlaufen, es war laut, es war irgendwie auch hektisch. Von stille Nacht, heilige Nacht war weit und breit nichts zu spüren. Das ändern wir jetzt mit 1) einem Gedicht von Eichendorff mit dem Titel »Weihnacht« und 2) mit einem Tipp zu einem kurzen Video von Bettinas Jungbrunnen mit dem Titel »Entspannte Feiertage durch Meditation« und der Link zum Video lautet: https://www.ganjingworld.com/s/amreq8KpmD

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug frommm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt‘s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!

Joseph von Eichendorff (1788-1857)

In diesem Sinne euch allen ein frohes Weihnachtsfest und entspannte Feiertage.

Fortsetzung folgt …

S.

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