Schlagwort: Feuilleton

Der Freytag: Wachsam bleiben – gegen das Vergessen

„Die Unschuld grassiert wie die Pest.“ Diesen Satz schrieb Erich Kästner am 8. Mai 1945 in sein Tagebuch – am Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Kästner führte seine Aufzeichnungen während der NS-Zeit und insbesondere in den letzten Kriegstagen. Ich lese viel, und in dieser Phase intensiver Lektüre ist mir Erich Kästner als Autor besonders nahegekommen. Seine Sprache, sein Humor, seine… Read more →

Der Freytag: Pilgerpfade und Gipfelglück: Unterwegs auf dem Jakobsweg und dem Berg der Franken

Ein philosophischer Spaziergang durch die Heimatnatur, begleitet von Gedanken über den Glauben und das Glauben im Allgemeinen. Raureif, soweit das Auge reicht – Eine frostige, mystische und surreale Fototour zwischen den Jahren: Auf dem Jakobsweg hinauf zum Staffelberg, dem Berg der Franken, zeigte sich mir ein Anblick, wie man ihn nur selten erleben darf. Am Abgrund stehend, schien der Blick… Read more →

Der Freytag: (Uni)versal-Kulturtasche 25!

Reclam, Reclam und nochmals Reclam. Jeder kennt sie – diese kleinen gelben Büchlein. Sicher haben viele von euch beim Blick auf mein Kolumnenfoto sofort die zahlreichen Stunden vor Augen, die sie mit den Reclam-Büchlein verbracht haben. Obwohl ich selbst viele dieser kleinen gelben Klassiker besitze, finden sich in meinem Bücherregal auch zahlreiche Normalausgaben, wie etwa «Der Zauberberg» oder «Die Göttliche… Read more →

Der Freytag: Remember, remember, the 5th of November

«Remember, remember, the 5th of November.» Wird die Welt bald stillstehen? Oder erleben wir, was die ZEIT auf der Titelseite fragt: «Aufwachen in einer neuen Welt?» Der Reim «Remember, remember, the 5th of November» gehört im angloamerikanischen Raum zum kulturellen Gedächtnis und erinnert an den 5. November 1605 – Guy Fawkes Day. Damals vereitelten die Behörden das sogenannte Gunpowder Plot.… Read more →

Der Freytag: T. versus B. und wie Narziss, der nur sein eigenes Spiegelbild sieht und nichts anderes wahrnimmt!

Wer macht das Rennen? »Bücher sind der gespeicherte Reichtum der Welt und wahres Erbe der Geschlechter und Völker.« (Henry D. Thoreau, Walden, S. 102). Und weiter: »Noch nie haben die Menschen bisher die Werke der großen Dichter gelesen; denn nur große Dichter können sie lesen.« (Henry D. Thoreau, Walden, S. 103). Es mag etwas arrogant klingen, was Thoreau schreibt; aber… Read more →

Der Freytag: Usedom – ein Kaffee an der Küste

Kaffeetrinken verbindet die Welt mit unserem Innersten. Still und andächtig, in Gedanken versunken, schimmert mir meine Erinnerung auf der Oberfläche der braunen Köstlichkeit über alle Zeiten hinweg ins Diesseits herüber. Das Meer lag still im Abendlicht. Die Welt schien uns wohlgesinnt. Je weiter man nach Norden kam, zur Ostsee, desto mehr verschwammen die Grenzen zwischen Realität und Poesie. Der Glanz… Read more →

Der Freytag: Das Nischendasein der Worte

»Die trigonometrische Interpunktion.«, »Meine eigene Kopernikanische Wende.«, »Die Stelzenläufer durch den eigenen Schlamm.«, »Die Messer, die die Welt durchschneiden.«, »Das dichterische Sprechen entspricht dem Wandeln auf Treibsand«., »Der Trost der Worte unter dem Herzschlag gehärtet.« Fragmente, Wortmosaike, die ich aus den letzten Poetikvorlesungen an der Uni mitnahm. In diesem Sommersemester besuche ich die Vorlesungen des Lehrstuhls für Neue deutsche Literaturwissenschaften… Read more →

Der Freytag: Barfuß oder Lackschuh – warum seh‘ ich überall nur noch Turnschuh?

»Alles, was ein Schriftsteller oder Dichter – vielleicht – schreibt, sollte ja Kritik sein.« (Thomas Bernhard im Interview; Thomas Bernhard – TV-Dokumente 1967-88; Link: https://www.youtube.com/watch?v=u_JmvKCvdi8). Neulich besuchte ich die Premiere von Lohengrin in Wien; Christian Thielemann dirigierte in seiner – wie von mir erwarteten – Höchstform. Lohengrin: »Nie sollst du mich befragen …« und ich sag’s trotzdem: Überall nur noch… Read more →

Der Freytag: Der kategorische Imperativ – über Menschenrechte und über das ständige Scheitern

»Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.« (Immanuel Kant). Der Philosoph Kant formulierte mit diesem Prinzip eine Antwort auf die Frage: Was soll ich tun? – Vor jeder Handlung erfolgt die Überlegung, das Hinterfragen der eigenen Handlungsmaxime und die Entscheidung, ob man handelt oder nicht. Handlungsmaxime sind die persönlichen Leitsätze,… Read more →

Der Freytag: Am 11. April 1945 befreiten US-amerikanische Truppen das Konzentrationslager Buchenwald #niewieder

Niewieder: So einfach wie sich dieses Wort aus orthografischer Sicht list, so schwer schleppt es sich mit seiner Bürde durchs Leben. Mit der deutschen Brille ins Geschichtsbuch geblickt, drückt die Last der Vergangenheit immer noch schwer auf den Schultern. Niewieder ist das Bekennen, das Besinnen zurück zur Mitmenschlichkeit; Menschenrechte sind essentiell; die Würde des Menschen ist unantastbar – aber leider… Read more →

Der Freytag: Die heraufziehende dunkle Nacht der Menschlichkeit und Gedanken über Reiner Kunze

Was macht die Biene auf dem Meer? Rainer Kunze: 1933 im Erzgebirge geboren, erlebte vier sehr unterschiedliche politische Variationen von Deutschland hautnah mit: den Nationalsozialismus, die DDR, die BRD – in die er noch zu Lebzeiten der DDR 1977 übersiedelte – und aktuell das wiedervereinigte Deutschland. 1977 erschien auch der Lyrikband: Zimmerlautstärke, den ich schätze und zum Lesen in hohem… Read more →

Der Freytag: »Wahrheit gibt es nur zu zweien«

»Wahrheit gibt es nur zu zweien«: Ich höre Mozart, Bach und Wagner, lese Kant, Kafka und Kraus und schaue auch Dave! »Wahrheit gibt es nur zu zweien« ist der Titel eines Buchs von Hannah Arendt. – Wir alle haben mehrere Seiten und unsere Wahrheiten sind vielschichtig; wir haben diverse Facetten, sind unterschiedlich dimensioniert. Wir sind sehr viel mehr als nur… Read more →

Der Freytag: The Day After – im Kaffeehaus brennt (noch) Licht – der Taurus wurde (noch) abgewehrt

Die Welt steht still; mein Kopf schweigt; plötzlich das große Aufatmen: Im Parlament ist der »Taurus-Antrag« gescheitert – im Bundestag hat sich erneut eine Mehrheit gegen »Taurus«-Lieferungen an die Ukraine ausgesprochen und bei dieser aktuellen Meldung der Tagesschau mag man als normaldenkender und -fühlender Mensch noch hinzugefügt: Gott sei Dank! »Eine deutliche Mehrheit der Abgeordneten sprach sich aber gegen diese… Read more →

Der Freytag: Auf dem Weg – ein Film und viel mehr – Filmtipp.

Es gibt sie noch; die Momente, die Augenblicke mit Mehrwert. Ich sah vor kurzem den Film: Auf dem Weg mit dem Hauptdarsteller Jean Dujardin (Oscarpreisträger: The Artist, Intrige). Regie führte Denis Imbert. Worum geht es? »Nach einer wilden Partynacht stürzt der Schriftsteller und Abenteurer Pierre (Jean Dujardin) betrunken von einem Balkon und verletzt sich dabei schwer. Kaum aus dem Koma… Read more →

Der Freytag: In der Frittatensuppe brennt noch Licht – Begegnungen mit Thomas Bernhard und Lohengrin in Wien.

»Es ist etwas faul im Staate Dänemark«. (William Shakespeares, Hamlet). Es Shakespeared im Land; hoffentlich endet es nicht wie bei Hamlet mit Wahnsinn und Tod. Ich sitze wieder im Kaffeehaus und denke nach. Die Welt gleicht im Moment einem Kaleidoskop. Wobei, Moment; das Wort Kaleidos stammt aus dem altgriechischen kalòs und eidos ab und bedeutet: schöne Bilder. Bin mir soeben… Read more →

Der Freytag: Gedichte und die gereimte Gegenwart

»Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.« (Irrtümlich Mark Twain zugeschrieben.) Im Jahr 2010 schrieb ich mein erstes Gedicht; in den darauf folgenden vierzehn Jahren habe ich bis heute mehr als 500 Lyriken verfasst: Lange, kurze – einige habe ich veröffentlicht, viele nicht. Mit dem Schreiben geht auch das Lesen einher; beide sind wie durch ein unsichtbares Band… Read more →

Der Freytag: Alles nur Theater im Theater – »die gute alte Zeit« und ein postmoderner Blick auf den Zufall

»Theater, Theater / Der Vorhang geht auf, dann wird die Bühne zur Welt / Theater, Theater / Das ist wie ein Rausch, und nur der Augenblick zählt…« Katja Ebstein sang diese Zeilen aus dem Lied »Theater« am 19. Mai 1980 in der ZDF-Hitparade zum ersten Mal, und wenn ich mich nicht täusche, sah ich diese Sendung damals gemeinsam mit meiner… Read more →