Tagesnotiz

Wir stolpern durch die Welt; halten an Dingen fest – im Glauben es seien die unsrigen; wir fürchten das Kontroverse u. lieben das Gleiche; der Gleichschritt im Geiste ist der Takt der Zeit u. die Zeit gibt uns den Takt vor, der wenig mit Taktgefühl zu haben scheint; es scheint die Sonne nicht mehr so hell, wie sie das einst tat; das Trübe wurde zur Normalität, das Emotionale zur Maxime; Freude gibt es nur noch, wenn überhaupt, wenn erlaubt u. gegen Lizenz; die Lizenzen sind teuer – keiner besitzt u. alle werden glücklich sei – u. die Lizenzgeber am glücklichsten – wo ist der Besitz? – teuer erkauft? – Vom billigen Gas? – Das jetzt ge-frackt von Freunden stammt, die man hat, u. deretwegen keine Feinde mehr benötigt; der Bedarf ist nicht mehr gedeckt; die Tische ebenfalls nicht; die Tafeln sind um so mehr überlaufen; dies alles stößt auf sehr wenig Interesse der „Adels“-Kreise am Hofe in Berlin; die Hofberichterstattung spricht vom Endsieg – dem Sieg gegen alles Nicht-Konforme, gegen alles! u. gengen jeden u. das immer lauter; zum Schluss gegen sich selbst gebrüllt; sie werden es sehen, ich auch; die Inquisitoren der Neuzeit geraten – früher oder später – in ihre eigene Selbstzerstörungs-Maschinerie. U. spätestens dann stellt sich der gläubigste Maskenträger die Frage: Wie viele Gesichter habe ich mir aufmalen lassen – u. welches davon ist nur mein eigenes Gesicht? Ohne Besitz, ohne Meinung, mit erloschener Lizenz zur Freude, wird das Lachen schwer u. teuer; im fremden Keller, dessen Haus nicht das Eigene ist, ohne Lizenz – geduldet! – hoch verschuldet; die Sonne strahlt nur noch ge-frackt, von Freunden, die man hat; die Masken fallen; die Fassaden bröckeln; die Gesichter werden ernster u. ernster; das Unvermeidliche folgt – alle u. niemand tragen die Schuld; der Strom gibt die Richtung vor. – Wenn der Weg so aussichtslos erscheint, steht die Gnade vor der nächsten Türe u. es gibt immer mehr als nur das rein Profane: Es war niemals die Majorität.

S.