Gedicht: Herbstwind

Warmer Herbstwind.
Du streichelst meine Wangen so liebevoll wie die Mutter ihr Kind.

Vertrautes Rauschen in des Waldes Kronen.
Noch einmal möchtest du mich mit diesen Klängen belohnen.

Dich so spät noch einmal auf der Haut zu spüren.
Es ist wie ein Tanz, das Abweisen und das Verführen.

Rotgold bricht sich das Licht, wie im Prisma, es ist angenehm warm.
Du umtänzelst mich, ich bin vom Hauch umgeben, welch süßer Scharm.

Des Waldes Federkleid, wirst du ihm bald entrauben.
Es ist das jährliche Schauspiel, es hat schon begonnen, das große Entlauben.

Viele sind jetzt wieder mehr in sich gekehrt.
Schwermut erfasst die Brust, es ist jetzt nicht mehr so unbeschwert.

Noch einmal drängst du die letzte Süße in den schweren Wein.
Gehaltvoll, schwer und mit Leben gefüllt, wird er dann sein.

Bald sind die Tage wieder kürzer und der Wald gibt sich erhaben und still.
Dann jeder wieder zur Familie zurück möchte, und jeder die Wärme empfinden will.

Dann ist sie da, die stille Zeit.
Dann sind wir auch wieder mehr beisammen, und zum Teilen bereit.

Doch dein süßer, letzter, warmer Hauch.
Bezirzt meine Sinne, wie schön, ich spüre es, du auch?