Feuilleton – Stationen: Dichter & Denker – Schottland

Lyrik: Schottland – Caledonia

Als ich Schottland sah,
da wusste ich sofort;
das ist ein ganz besonderer
und heiliger Ort.
Durch karge Täler ich schritt.
Kummer im Herzen –
Schmerzen ich erlitt.
Die Einfachheit und Schönheit
der Natur
spürt dort
jede Kreatur.
Manches erkennt man erst
auf den zweiten Blick.
Vielleicht ist’s Gottes
ganz besond’rer Trick.
Mit offenen Augen
die Natur sehen.
Ganz deutlich
alles verstehen.
Wind und Regen
fällt sehr sanft
hernieder.
Die Natur ist still
leise singt der Wind
hier seine Lieder.
Im Süden pulsiert
das normale Leben.
In den Highlands
ist man fernab
vom weltlichen Streben.
Wasser umschließt
das heil‘ge Land.
Die Füße berühren
den feinen Sandstrand.

 


Das Land der Wolken

Im Leben entstehen die schönsten Dinge oft unverhofft. Nach einem spontanen Einfall 2009 führte mich mein Weg das erste Mal nach Schottland – und es sollten noch viele weitere Reisen folgen. Bereits während meines ersten Trips verliebte ich mich in das Land der Highlander, in die Menschen und besonders in die Natur, sodass ich es heute zu meinen absoluten Lieblingsländern zähle.

Wer Schottland bereist, der wird die Liebe zu den Wolken entwickeln. Nirgendwo auf der Welt sah ich jemals schönere, spannendere Wolkenformationen als in Schottland. Egal, ob man sich im Landesinneren, den Highlands oder an den Küstenregionen aufhält, Schottland ist das Land der Wolken. In den Folgejahren – nach 2009 und vielen weiteren Besuchen – erlebte ich wahre Wolken-Highlights und kehrte oft mit Gigabytes an Wolken- und Landschaftsfotos von meinen Reisen zurück.

Ich besuchte viele Orte, traf interessante Menschen und freute mich jedes Mal, wenn ich das schöne rollende „R“ im schottischen Englisch hörte. Edinburgh mit seinem über der Stadt thronenden Castle sollte man genauso gesehen haben wie das Schloss Balmoral – ich sage nur: Albert und Victoria; für alle Royalisten unter uns, ein Besuch ist ein Muss.

Auch Loch Ness sollte man gesehen haben, jedoch nicht wegen dessen Ungeheuers, vielmehr wegen der Idylle und der Ruhe direkt am See. Am Ufer des Sees sah ich wieder gigantische Wolkenformationen, aber die Ruhe und das sanfte Plätschern der Wellen, als sie auf den Steinstrand trafen, ist unvergesslich. Generell kann man sagen, dass, wenn man die Natur und die Ruhe liebt, Schottland lieben wird, lieben muss. In den Highlands und im Norden ist sehr viel Platz und Raum für Stille und die eigenen Gedanken. Ich fuhr stundenlang und sah oft nur wenige bis gar keine Autos. Ab und an riefen ein paar Schafe oder ein Greifvogel in der Ferne, sonst herrscht viel Stille, Ruhe.

Der singende Stein

Nachdem man sich an diese besondere Schottland-Stimmung gewöhnt hat, wenige Menschen trifft und man oft für sich alleine ist, fängt man an, sich wirklich auf das Land, auf die Natur und vielleicht auf sich selbst einzulassen.

Es muss circa nach einer Woche in den Highlands gewesen sein, als ich mit dem Auto wieder in aller Einsamkeit in Richtung Westküste zum Atlantik fuhr. Auf einer schönen, einsamen Schotterpiste hielt ich an, um den Anblick des Atlantiks zu genießen.

Ich befand mich auf circa 200 Höhenmetern an einer Steilküste und da hörte ich es plötzlich: ein merkwürdiges Geräusch. Ich blickte in alle Himmelsrichtungen, konnte aber nicht auf Anhieb lokalisieren, was dies für ein merkwürdiges Singen war. Ich ging mit allen Sinnen geschärft wie Sherlock Holmes auf die Suche und dann sah ich und verstand, wer der geräuschige Übeltäter war: Der Steinblock in meiner Nähe war es gewesen. Der Wind erzeugte beim Umstreifen des Steines ein Geräusch, das einem Gesang glich. Ich war erstaunt und auch etwas belustigt, da ich bis dato noch nie so ein Singgeräusch von einem Stein vernommen hatte. Wenn ich daran zurückdenke, kommen mir jetzt jedoch schon ein paar Zweifel; vielleicht war es ja gar nicht der Wind, vielleicht waren es irgendwelche, mir unbekannte Fabel- oder Geistwesen, die sich einen Scherz mit mir erlauben wollten?! – Wer einen Blick für die Natur hat, der wird auch das Mystische in Schottland und in seiner Natur finden. So manch kleiner Farnwald am Wegesrand ließ mich mystische Beobachter im Dickicht vermuten und oft kam ich mir in dieser Einsamkeit beobachtet vor. Einen singenden Stein habe ich nicht wieder für mich tönen hören können, vielleicht war es ja ein einmaliges – außergewöhnliches – Ereignis.

 

SN