»Wohin man blickt: ein einzig Tohuwabohu!« Michel kommt verspätet ins Kaffeehaus. Er war mit dem Zug unterwegs; quer durch Deutschland ist er gefahren. Kaum hingesetzt schimpft er drauflos. »Alles wird teurer; aber es scheint niemanden zu interessieren. Merken die alle überhaupt nicht, was hier los ist? Die Menschen sind wie Roboter; die Jugend starrt nur noch auf ihre Smartphones und… Read more →
Kategorie: Kolumne
Der Freytag: Heimat
Heimat riecht; Heimat schmeckt; Heimat inspiriert; Heimat spendet Kraft; Heimat heißt: verstanden werden. Sie spricht durch: Architektur, Natur und Mensch; Heimat klingt. Vergangenes Wochenende habe ich das 15-Uhr-Läuten meiner Heimatdorfkirche St. Sebastian in Oberfranken aufgenommen. Ich war jahrelang Ministrant in dieser Pfarrgemeinde und damals war die Welt noch in Ordnung. Die Kirche klingt noch genauso, wie sie damals klang; als… Read more →
Der Freytag: Ein Plädoyer für das Semikolon
Ein Hoch auf das Semikolon; ich liebe es; es trennt schärfer als ein Komma, aber schwächer als der Punkt; es gleicht dem Zeitgeist – es ist unverbindlicher, unkonkreter. Es lässt den Leser innehalten; aber trennt ihn nicht so abrupt vom Text ab wie der Punkt. Es lockert typografisch auf; es verfeinert stilistisch. Die Duden-Definition für das Semikolon lautet: »Das Semikolon,… Read more →
Der Freytag: Über Buchstabensuppe und über Bücher
Mit Büchern ist es wie mit Menschen; den meisten begegnet man nie; viele streifen unsere Wege, aber wir beachten sie nicht oder sie fallen kaum auf; nur wenige wecken unsere Aufmerksamkeit und wir verbringen Zeit mit ihnen; mitunter sind es nur Minuten, manchmal sind es Stunden beziehungsweise Tage und in wenigen und seltenen Fällen sind es Wochen, Monate oder Jahre… Read more →
Der Freytag: Immer wenn es regnet
Ich sitze im Café; es regnet; das nasse Indian-Summer-Laub bedeckt den Gehweg und der Geruch der feuchten Herbstblätter dringt bis zu mir an meinem Tisch; er vermischt sich zu einem herbstlichen Kaffee-Tee-Frühstücksdunst und verblasst zwischen zahlreichen Damen- und Herrendüften im Raum. Die Menschen sprechen viel, sagen aber wenig; ich höre ein wildes Durcheinander – Gleichklang, Randnotizen gehen verstummend unter –… Read more →
Der Freytag: Der Gang vor die Hunde
Ein prophetisches Werk von Erich Kästner; vollendet im Jahre 1931; Zeilen zu einer irrsinnigen Zeit verfasst; kaum zwei Jahre später nahm der Irrsinn und der Wahn Gestalt an. Dr. Kästner habe ich total unterschätzt. »Emil und die Detektive« kennen die meisten. Aber »Der Gang vor die Hunde« – die Urfassung des Romans »Fabian« – kennen sehr viel weniger. Ich habe… Read more →
Der Freytag: Im Westen nichts Neues – (wie) nah ist der Osten?
Im Westen nichts Neues. Ein Roman aus dem Jahre 1929 von Erich Maria Remarque. 1933 ist das Buch von den Nazis verboten worden; wegen seiner »verräterischen« und nicht heroischen Darstellung des Krieges – auch dieses Werk landete auf den unzähligen Scheiterhaufen zwischen März bis Oktober 1933 in Deutschland, die an zahlreichen Orten entzündet wurden. Viele Autoren sind damals als verfemt… Read more →
Der Freytag: Ein Leben an der Mauer – Gedanken zum Tag der Deutschen Einheit
Prolog »Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!« Ein politisches Versprechen. Plötzlich stand sie da. Ganz schnell wurde aus dieser Unwahrheit von Parteichef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 ein in Beton gegossenes Faktum. Bereits zwei Monate nach Ulbrichts Aussage war Baubeginn. Ganze 28 Jahre stand die Mauer inmitten von Deutschland: Baubeginn 13. August 1961, Mauerfall 9. November 1989.… Read more →
Der Freytag: Die Dualität der Tage kehrt zurück
Nebel; ich liebe ihn; schöne Nebelfelder habe ich in London und in Schottland gesehen; aber auch der Nebel an der Donau ist wunderschön und magisch mystisch in seinem Anblick. In Dillingen an der Donau durfte ich meinen Wehrdienst leisten; es war im September und ich hatte Glück; es war ein Bilderbuchseptember; täglich um die 25 Grad und fast ausnahmslos blauer… Read more →
Der Freytag: Sei ein Teil vom größten Kaffeekränzchen der Welt – der Kaffeehausschreiber und der Rest der Welt
Seit ein paar Monaten veröffentliche ich meine Freitags-Kolumne auch auf der Plattform: Ganjingworld.com und ich bin ein grosser Fan von Gan Jing World geworden. Ich finde es klasse, dass ich dort die Funktionalitäten von YouTube, eines Blogs, Instagram, Facebook und Twitter – ähm X – zusammengefasst auf einer einzigen Plattform nutzen kann; gleichzeitig steht der Datenschutz bei Gan Jing World… Read more →
Der Freytag: Die Weimarer Klassik – Kaffeehausgedanken und die Herderkirche
Ich sitze im Kaffeehaus; die Gedanken sind entkoppelt von der Welt. Weimar ist klassisch – wenn man weiß, wo man hingehen muss. Ein Tisch im Kaffeehaus des Grand Hotels Russischer Hof in Weimar ist für ein paar Stunden Refugium. Am Nachbartisch sprechen elegant gekleidete Damen über Kultur, sie passen zum Augenblick und fügen sich in das Lebensmosaik des Tages harmonisch… Read more →
Der Freytag: Einfach mal wieder ins Kino geh’n
Hätte es zu Wagners Zeiten Kinos gegeben, es hätte seine Opern kolossal verändert. Kinos verändern den Blick auf die Welt; sie bieten Erlösung vom Alltag, es sind schöne Stunden der Flucht aus dem Grau-in-grau des Lebens; nach dem Kinobesuch erscheint die Welt wieder harmonischer. An diesem Montag sind wir im Kino gewesen. In unserer Stadt gibt es noch zwei kleine… Read more →
Der Freytag: Regen
Regen; ich liebe Regenstimmung; ich liebe den Klang von Regen – er befriedet die Welt. – Und unsere Welt sehnt sich nach diesem Regengefühl, nach familiärer Geborgenheit, nach warmen Regentropfen auf der dürstenden Seelen-Haut. Kurze Schauer spülen die Sorgen der Zeit hinfort; sie waschen den Geist frei von allen Nöten und entfesseln die Seele vom Staub der Vergangenheit. Im Regenschauer… Read more →
Der Freytag: Tannhäuser in Bayreuth und zurück zur Tradition oder ist die Welt nur eine Bühne mit einem Hauch von Hoffnung
Wenn die Welt eine Bühne ist, dann eine mit vielen Verfehlungen, einer Menge Eitelkeiten, einer Prise Heiterkeit und einem Hauch von Hoffnung. Nach Schiller: »Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn,/ erzeugt im Gehirne des Toren,/ im Herzen kündet es laut sich an:/ zu was Besserm sind wir geboren./ Und was die innere Stimme spricht,/ das täuscht die hoffende Seele nicht.«… Read more →
Der Freytag: Weltgericht – plötzlich und unerwartet
Johannes nimmt soeben Platz vor dem Gemälde: Weltgericht von Stefan Lochner im Wallraf-Richartz-Museum in Köln. Weich und bequem ist die Sitzbank, wenn auch ohne Lehne; das Anlehnen wäre jetzt eine Wohltat für seinen geschundenen Rücken: Fünf Stunden Museumsbesichtigung sind anstrengend; dennoch freut er sich über die Bank, wie ein kleines unschuldiges Kind. Warum sind Museumsbesuche immer anstrengend? Geistert durch seinen… Read more →
Der Freytag: Neues vom Theorieminister – Ich denke, also bin ich?
Jedem Wissen steht häufig eine Erkenntnis voran. Wissen ohne Erkenntnis nenne ich Bildung; sie kann niemals so tiefgründig im eigenen inneren Ich verankert sein, wie das Wissen, das durch eigene Erkenntnis erschlossen wurde. Erkenntnisgewinnung ist ein innerer, stiller Vorgang, dem häufig viele Denkmomente und Überlegungen voranstehen. Welche Voraussetzungen benötigen Erkenntnisse? – Die Fundamente unserer Glaubens- und Wissens-Konstrukte sind häuft fragil… Read more →
Der Freytag: Auf den Spuren von Wagner und Goethe in Marienbad
Auf den Spuren von R. Wagner und J. W. v. Goethe in Marienbad (Mariánské Lázně) unterwegs. 1845: Richard Wagner fand in der Abgeschiedenheit und Ruhe Marienbads Inspiration; entwarf hier zwei seiner wichtigsten Werke: Lohengrin und Die Meistersinger von Nürnberg. – Wohin wir auch gehen; Teile von uns bleiben stets zurück. Zeit der Anreicherung, wie Jünger sie nannte. Ab nächste Woche… Read more →